Beginn eines zukunftsweisenden pädagogischen "Modellversuchs": Die "Werkstatt Kultur und Sprache" wird eröffnet!
  'Ein neues Profil: Das Arndt-Gymnasium besteht seit 1908 mit einem humanistischen Profil.... Die modernen Fremdsprachen und die Naturwissenschaften stehen ebenso im Vordergrund. Besondere Aufmerksamkeit widmet das AGD traditionell der musischen Ausbildung durch Chor, Orchester, Jazz-Bands, Theater und Projekten in Bildender Kunst. Diese Traditionen legen es nahe, das Profil der Schule mit dem Schwerpunkt der kulturellen Ausbildung zeitgemäß zu erneuern.
  Ziel: Eine ganzheitliche Förderung der sprachlichen und musischen Kompetenz, der Ausdrucksfähigkeit und des schöpferischen Gestaltens.
  Form: Fächerübergreifender und fächerverbindender Projektunterricht, an dem die drei Fächer Deutsch, Musik und Kunst, später auch Englisch und die anderen Fremdsprachen, beteiligt sind.
  Organisation: Im Rahmen von drei Wochenstunden werden jeweils epochal einzelne "Werkstätten" unterrichtet, die aus den Bausteinen "Sprache und Sprechen", "Musik" und "Bildende Kunst" stammen. Solche Werkstätten sind zum Beispiel eine Lese-, eine Schreib-, eine Rede- und eine Theaterwerkstatt, eine Klang- und Rhythmuswerkstatt oder solche zu bildnerischen Experimenten und visuellen Medien. Die Zusammenführung von Sprache, Musik und Bild soll ganzheitlich die Ausdrucksfähigkeit fördern: Körperliche, emotionale und soziale Elemente sind Bestandteile des Lernens. Der Unterricht wird von den jeweiligen Fachlehrern in Deutsch, Musik und Kunst erteilt, die Werkstätten werden am Ende eines Jahres in einem integrativen Projekt zusammengeführt und erarbeiten eine gemeinsame Präsentation (zum Beispiel eine Theater- oder Musiktheateraufführung).'
  (Der 'interdisziplinäre', projektbezogene Ansatz des "Modellversuchs" ist inzwischen auch auf andere Fächerkombinationen übertragen werden, um praxisbezogenes, sinnerfülltes Lernen gegenüber sturem Pauken isolierten Spezialwissens zu stärken.)
  Die interdisziplinäre musisch-sprachliche Arbeit kommt auch in den Aktivitäten der so genannten "AG's" zum Ausdruck, die im Wesentlichen freiwillig sind. Wer aber z.B. in das Fach "DS" (= Darstellendes Spiel) möchte, der muss zuvor an "Theater-AG's" teilnehmen. Die wiederum arbeiten mit den "Orchester-AG's" zusammen, z.B. in der Inszenierung von Peer Gynt (2002) (Bild? > Maus über das Bild der Produktion "Undine" (2003) der "Werkstatt Kultur und Sprache" ziehen!). Und dann gibt's es auch ganz freie Gruppen, wie z.B. Rock-Bands, die aber über die großen Konzerte der Schule ins offizielle Geschehen eingebunden werden (Bilder vom Musikleben am AGD (Klassik, Jazz, Rock)? > hier klicken!).
  Als großer Impulsgeber, wo nicht geistiger Vater des "Modellversuchs", der bis heute erfolgreich weiter geführt wird, verdient besonders Harro Pischon genannt zu werden.

 

2001/2
Ein Probestück für die interdisziplinäre "musische" Arbeit am AGD: die Inszenierung des Singspiels von Grieg: Peer Gynt (2002). Praktisch alle Künste kamen hier zum Einsatz, sogar die Neuen Medien. Die Texte wurden von den Schülern  frei gestaltet. (Das hier abgebildete Plakat ist (mangels Original) vom Chronisten im Stil der Aufführung koloriert worden.) Davor: ein Produkt der "Werkstatt Kultur und Sprache": Inszenierung von "Undine" (2003).
Die Flagge des AGD auf Halbmast als Zeichen der Trauer um die Opfer und den Täter des Massakers von Erfurt (s. Text). Davor: Die "10 Friedfertigen" (= Konfliktlösungsprofis) von der "Mediations-AG" und ihre zwei Trainer
2002

Wenn's mal richtig Zoff gibt unter den SchülerInnen am AGD - tja, was dann? Entweder sich fetzen, oder - zur "Mediations-AG" pilgern! Da wird bei Streithähnen aus dem erigierten Hahnenkamm der Dampf abgelassen und die zarter Besaiteten kriegen ein Pflaster für die wunde Seele.
  Nein, im Ernst: hier werden ca. 10 SchülerInnen fachkundig trainiert, wie man Konflikte auf friedliche Weise beilegt, mit Frage- und Gesprächstechniken, Rollenspielen und Hintergrundanalyse, für sich und v.a. für Andere. Ganz professionell. Und Sanktionen gibt's keine, nur eine gemeinsame Anstrengung, Frieden zu stiften.
  (Was hätte Ernst Moritz wohl dazu gesagt, zu dessen größten Anliegen zählte, die Deutschen zum Hass und zum Krieg gegen den bösen "Franzmann", die teuflischen "Wälschen" aufzuhetzen? Und was wohl hätte selbiger davon gehalten, dass Franzosen und Deutsche sich heute - hoffentlich noch lange - so gut verstehen im Rahmen der EU, solide auf der Basis gemeinsamer Wirtschaftsinteressen miteinander 'verheiratet' und gemeinsam für gewaltfreies Konfliktmanagement eintretend? Mehr über Arndts männerbündlerische, kampfbegierige Gesinnung, seine Verachtung des Handels-Goldes und sein Lobpreis des Kriegs-Eisens? > hier klicken!)
  Tragisch ist die - wohl nicht ganz zufällige - Koinzidenz der Gründung der Mediations-AG mit dem "Erfurt-Massaker", in dem ein Schüler, der seine schulischen Misserfolge nicht verwinden konnte, eine Unzahl von Lehrern und Schülern mit dem Maschinengewehr abschlachtete. Anscheinend hatte ihm niemand eine andere Basis für sein Selbstwertgefühl gegeben (bzw. ein Geliebt- und Geachtetwerden durch Andere, das als Selbstliebe verinnerlicht werden kann und Selbstsicherheit jenseits von Äußerlichkeiten vermittelt). Der Amok-Läufer trat in voller Kampfmontur auf: Offensichtlich hatte er ein Alter-Ego in der Welt der gewalttätigen Computer-Spiele aufgebaut, wo junge Menschen ungehemmt sich zu aggressiven Tötungsmaschinen konditionieren (lassen). Mögen die Lehrer, Spielhöllenbesitzer und die Macher des Internets sich besinnen, genügend 'Gegengift' bereit zu stellen! Ulrike van Rinsum jedenfalls, auf deren Initiative die "Mediations-AG" besonders zurückgeht, hat ihren Teil getan! (Bild vom AGD mit Fahne auf Halbmast als Zeichen der Trauer um die Opfer und den Täter von Erfurt? > Maus über Bild zu ziehen!)
  

Hier klicken, um auf die nächste Seite zu springen!