Jener Mann, der - nach Johannes Richter, dem Gründer des AGD - am meisten den "Arndter Geist" verkörpert hatte, wird zu Grabe getragen - und damit auch zu großen Teilen eben dieser Geist, "der wohl zu einem Gutteil Geist von seinem Geist war". "...seine Autorität ... war Autorität des Geistes und des Herzens. Die 'Ämter' kamen erst später, wie selbstverständlich, hinzu: Lehrer, Heimvater, Schulleiter, Präsident der Goethe-Gesellschaft (und - nicht zu vergessen - 40 Jahre lang Redakteur der Dahlemer Blätter). ... Und noch etwas war da an ihm: Führerschaft. Auch dieses Wort (wie das von der Autorität) ist auf das Furchtbarste diskreditiert - und doch darf man es bei ihm gebrauchen. Denn er erteilte nie 'Befehle', er überzeugte, er integrierte, wie man heute sagt, das Widersprüchlichste..."
  "Prof. Dr. Dr. h.c." - so lauteten die Titel eines Schuldirektors, der mit seinem Ausscheiden aus dem Schulamt nicht sich aufs Altenteil zurückzog, sondern selbstverständlich weiter wirkte: als Präsident der Goethe-Gesellschaft, als Dozent an der Freien Universität, als Redakteur der Dahlemer Blätter. Für all sein fruchtbares Schaffen wurde ihm denn auch 1972 das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik zuerkannt.
  Für seine Schüler aber trug er andere Titel: "Ein König in seinem Reich" nannten sie ihn, oder "Jupiter" gar, vor dem mit "Blitzen in den Augen" und mit "Donner in der Stimme" "auch der antiautoritärste Widerstand" "zusammenbrach". Und für die Heimler, seine "vielen Söhne", war er - rau und warmherzig zugleich - "der Bär", nach dem sie "Sehnsucht" hatten, wenn ihnen draußen der "Wind des Lebens" "um die Ohren pfiff".
  Auch der dort droben blieb von diesem rauen Wind, in den der "Bär" und seine "Söhne" selbstgewählt hinausgetreten waren, nicht ungeschoren: Viele seiner 'Adoptivsöhne' und auch die beiden leiblichen Söhne hatte der "Krieg" fürs 'Vaterland' ihm weggenommen.

 

1981
Das traurige Ende der in vieler Hinsicht vorbildhaften "Richterschen Stiftung" hat der Chronist sich gestattet, durch ein Kreuz auf einem Werbeprospekt (aus der Zeit nach der Wiedereröffnung) zu markieren.
1981 - 1985

Nachdem sich für das Schülerheim - wie es hieß - "wirtschaftliche und pädagogische Schwierigkeiten" ergeben hatten, wird die weitere Finanzierung durch die öffentliche Hand eingestellt. Die "Richtersche Stiftung" wird, Schwimmbad inklusive, 'abgewickelt'. Ein Mann (oder gar eine Frau) vom Format eines Johannes Richter, um sie zu retten und wiederzubeleben, war leider nicht mehr vorhanden. Die noch existierenden Baulichkeiten werden diversen anderen, unzusammenhängenden Nutzungen zugeführt.
  Immerhin wird aber das Prinzip des praktischen Werkunterrichts, welches im Heim gepflegt worden war, in gewisser Weise am AGD fortgesetzt: Ab 1985 werden, mit viel Zuspruch und Erfolg, dreiwöchige Berufspraktika eingerichtet, in denen die Schüler ein erstes Mal ins wirkliche Leben hineinschnuppern können...

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