Endlich ist das Schulgebäude fertig. Mit großem Festakt wird am 16. Oktober eröffnet. (2. Bild der fertigen Schule? > Maus über Bild ziehen!) Eine zeitgenössische Beschreibung soll den knappen, grauen Bildern Kolorit und Kontext hinzufügen: "Die Farbenfreudigkeit, welche in der kräftigen Tönung der verwandten Baumaterialien, dem satten Rot der Ziegeldächer und dem lebhaft gefärbten Anstrich der Holzteile, Fensterläden usw. zum Ausdruck kommt, trägt dem vom Walde und von fruchtbaren, leuchtenden Feldern umgebenen Gelände Rechnung und verleiht der Landschaft heiteres Leben."

Die Getrauden-Schule. Da gingen die Mädchen hin, und da kamen sie her...

 

1909
Das stolze Schulgebäude
Das Schülerheim
noch 1909

1912 wird in unmittelbarer Nachbarschaft des AGD (Im Gehege 6) eine "höhere Mädchenschule" fertig und bezogen. Auf gar vielen Ebenen spielen die Beziehungen zwischen dem AGD und der "Gertraudenschule" (den stolzen Namen "Gymnasium" findet man der Mädchenschule nicht verliehen, allenfalls "Lyzeum"): Man kommt zusammen bei der "Tanzstunde" (über deren Sittsamkeit die Frau Direktor mit Argusaugen wacht) sowie auf den Sommer- und Winterfesten, man spielt gemeinsam Theater (Bruch der Tradition, dass weibliche Rollen von Jungens gespielt wurden - erste, zarte Anfänge der späteren Koedukation...), man "glotzt" über die Mauer, wenn die "kleinen höheren Töchter" von ihrer Lehrerin draußen sittsam vorbeigeführt werden, ja, man wagt, gemeinsam spazieren zu gehen, und etc. pp. - auf die Keuschheit, die bei all dem vorgewaltet habe, legen die "Alten Arndter" größten Wert (Besuch z.B. war "undenkbar!"). Ehrlich aber geben sie zu: "... von 'unseren Kleinen' aus der Gertrauden-Schule. Es war gute alte Arndt-Tradition, dass die so viel besungenen Herzenstriebe vom Arndt zur Gertraudenschule und viceversa wuchsen..." (Zwiefacher Beweis für die hier involvierte, echte Romantik? > hier klicken - und warten! [Bilder und Untertitel aus den Dahlemer Blättern.]) . 1966 wurde die Gertraudenschule mangels Schülerinnen geschlossen (nicht zuletzt, weil diese nun auf das AGD geschickt wurden.
   Heute beherbergt der Bau die Alfred-Wegener-Oberschule [Realschule]; Näheres? > hier klicken!).
   Aus diesem Anlass erinnert sich Ex-Direktor Wachsmuth mit der für ihn charakteristischen taktvollen Warmherzigkeit: "Nun ist sie also erloschen, die 'Schwester' von der Arndtschule... Aber sie war noch etwas anderes ... wie die 'Schwester'. Man merkt es schon an der Tatsache, dass die älteren Jahrgänge von den 'Alten' ... bei ihrem Klassentreffen ... einen so seltsamen Eifer an den Tag legen, auch einen gemeinsamen Spaziergang ins 'Gehege' zu dem Portal und den Fenstern der Gertraudenschule zu unternehmen. Der Anblick genügt dann, ein geheimes Erinnerungsfeld an verstohlene Blicke, geduldiges Warten, kostbare Spaziergänge wieder lebendig werden zu lassen. Es gab einmal in dem noch verkehrsstillen Dahlem ein magisches Dreieck... Seine Spitze lag in der Gertraudenschule ... und die Grundlinie zwischen beiden ging direkt durch die Aula des Arndt-Gymnasiums, wo im Winter doch der wichtige Ruderball stattfand. Den bezaubernden Faden der Verbindungen in dem Raumdreieck aber spann 'Eros, der alles begonnen' und der damals noch sehr zarte Flügel hatte."
   Wer sich noch eingehender über den Triebhaushalt jener militaristisch gesonnen Zeiten informieren will (um sie vielleicht mit der friedlicher gestimmten, koedukativen Nachkriegszeit post 1945 zu vergleichen, in welcher - heute schon wieder historischen - Zeit dann jenes berühmte Motto "Make love, not war!" ausgegeben werden sollte...), der klicke hier!

Hier klicken, um auf die nächste Seite zu springen!  
1912

Auch das Alumnat wird Zug um Zug fertiggestellt. Seit 1908 entstehen in rascher Folge 9 villenartige Heime (Die ursprünglich geplanten 17 werden nie umgesetzt. Bilder von Plan und Wirklichkeit? > hier klicken!).
   In der "Schülerheimsiedlung des Arndt-Gymnasiums GmbH" ("Richtersche Stiftung" genannt) sollen die Schüler "Nestwärme" spüren können. Deshalb müssen die Lehrer und deren Frauen zugleich das "Hauselternamt" in den "Hausfamilien" übernehmen, und die Älteren sollen sich in die Fürsorge um die Jüngeren teilen. Ein zusätzlicher Erzieher, der "Adjunkt", kümmert sich um die Hausaufgaben.
   Dennoch ging's dabei (zumindest später) für die ganz Kleinen, die sogenannten "Popels", nicht immer ganz gemütlich zu: "Das waren Unterdrückte..." (sagt ein "Alter Arndter", der's durchgestanden hat). Aber auch mit den Älteren sprang mancher Lehrer nicht gerade zimperlich um: ein paar Minuten zu spät, und schon gab's schallende Ohrfeigen - links und rechts; Schlimmeres wurde mit Schlägen des Lineals "auf ... Innenhand oder ... Finger" geahndet - "was sehr weh tat". Die Jüngeren schliefen zu zehnt im Schlafsaal (ohne fließendes Wasser, Dusche draußen), die Älteren hatten Vierer- und Zweier-Zimmer, die Abiturienten sogar Einzelzimmer. Und für alle galt: morgens Frühsport und kalte Duschen!
  Ein wichtiges Prinzip ist die ganzheitliche Erziehung: neben dem 'Kopf' (in der Schule) soll auch die Persönlichkeit (in der Familie) und der Körper (im "Grünen") sich entwickeln, und - im "Werkunterricht" - auch die handwerklichen Fähigkeiten (dies illustriert? > hier klicken!). (Ob heutzutage die angewandte Pädagogik von der Idee des 'ganzen Menschen' - inklusive praktischer Fähigkeiten und des 'sinn'-vollen, nicht-entfremdeten Erlebens ganzheitlicher Produktionsprozesse und Zweckzusammenhänge - wieder lernen könnte?)
   Die Glücklichen, deren Eltern das Schulgeld bezahlen können (400 Mark vierteljährlich), leben im Grünen. In den kommenden Jahren werden der Wald - und die rasant wachsende Industriestadt Berlin die ländliche Idylle überwuchern... (1920 wird Dahlem mit vielen anderen Vororten zu "Groß-Berlin" zusammen-geschlossen werden.)
   Die Häuser werden, dem Geist des Instituts entsprechend, nach alten deutschen Fürsten-geschlechtern benannt: "Zollern, Staufen, Zähringen, Oranien, Babenberg, Askanien, Burgund, Wittelsbach" und "Wettin".