...versus PISA-Schock
Nach dem "PISA-Schock" des Jahres 2000
- Deutschland, um die Schmach hier zu
wiederholen, krebste auf Platz 20 und darunter
im internationalen Test-Vergleich innerhalb der OECD-Länder in
den Bereichen Mathematik, Lesefähigkeit(!) und Naturwissenschaften herum
-, nach diesem Schock also musste was passieren! Die Qualität
sollte gesteigert und die Ergebnisse der Bemühungen geprüft werden.
Wie aber kann man die Leistung von Schulen vergleichen,
wenn jede ihre eigene Abiturprüfung durchführt, d.h. ihren Kandidaten
selbst- und maßgeschneiderte Aufgaben vorlegt? Kaum möglich. Also:
ein Zentralabitur mit einheitlichen Aufgaben von einer Stelle,
der Schulbehörde natürlich.
Ab 2006 wurde's langsam ernst: Eine Generalprobe wurde durchgeführt
und 2007 im Frühjahr schrieb man und frau das erste Berliner Zentralabitur.
Allerdings beschränkt auf drei Bereiche: Deutsch, Mathematik und Fremdsprachen.
Genauer: Von oben kommen bis zu fünf Aufgaben, die Fachlehrer wählen
zwei aus (bei Deutsch drei), und die Schüler dürfen sich dann eine davon
aussuchen. In den anderen Fächern behalten die Schulen eine gewisse
Autonomie: Der Fachlehrer legt der Senatsverwaltung zwei Vorschläge
vor, diese selegiert einen. Damit gerecht und wiederum vergleichbarer
korrigiert bzw. benotet wird, galt das Prinzip der 'Gewaltenteilung':
Die Erstkorrektur wurde vom Fachlehrer durchgeführt; dann gingen die
Arbeiten zur anonymen Gegenkorrektur an eine Partnerschule. Dies Prinzip
hat sonderbarerweise die Behörde für das Abitur 2008 aufgehoben: Die
Gegenkorrektur fand in diesem Jahr seitens eines anderen Lehrers im
selben Hause statt.
Natürlich gibt es auch Kritik
an diesem Verfahren: Das Zentralabitur nivelliere
zwar die Leistungen, aber für manche, besonders gute Schulen nach
unten. Außerdem kann man sich fragen, wie weit denn die verbesserte
Vergleichbarkeit innerhalb der einzelnen Länder trägt. Im Grunde müsste
es ein bundesweites Zentralabitur geben, um Deutschland auf dieser Schiene
weiter nach vorne zu bringen. Aber dem steht die Bildungshoheit der
Länder entgegen.
Nun, immerhin haben die Bemühungen, die auf den PISA-Schock folgten
(hier in Berlin u.a.: Zusätzliche Stunden für Leseförderung, Fremdsprache
ab Klasse 3 [2003] und Naturwissenschaften in der Grundschule [2005]),
anscheinend doch ein wenig geholfen: Wir haben uns in der letzten Studie
aus dem Jahr 2006 auf die Plätze 14, 14 und 8 emporgehangelt. Dennoch
dürfte das Ergebnis immer noch nicht dem Selbstbild Deutschlands - dem
"Land der Dichter und Denker", dem vermeintlichen "Musterknaben Europas"
- entsprechen. Wir werden unsere grauen Zellen noch besser trainieren
müssen, wenn wir Finnland auf die Pelle rücken wollen, das von Anfang
an und unerschütterlich fast in allen Disziplinen den ersten Platz belegt.
Oh, heiliger Klippert, hilf...!
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