Überall in der westlichen Welt geht eine "antiautoritäre" Jugend auf die Barrikaden, um als "Apo" (= außerparlamentarische Opposition) gegen das 'Establishment', gegen "den Muff von 1000 Jahren unter den Talaren", kurz: gegen die Elterngeneration zu protestieren. Jedes Land hat seine spezifischen Themen: In den USA geht's v.a. gegen den Vietnamkrieg und gegen Rassismus, in Frankreich gegen den zentralistischen Staat der konservativen Gaullisten, in Westdeutschland gegen immer noch virulente Elemente von Obrigkeitshörigkeit und Nazitum; aber überall wenden sich v.a. Studenten, und auch Schüler, gegen 'das System', gegen 'Kapitalisten', gegen altmodische Moralvorstellungen, v.a. gegen überholte Sexualmoral, und persönlich gegen die 'bürgerlichen Autoritäten' an 'Uni' und Schule, gegen die 'Profs' und die 'Pauker'.
  Vom mitreißenden Strom der 68er-Revolte bleibt das AGD nicht verschont... Hier prallen Teile des alten "Arndter Geistes" mit den 'aufmüpfigen' Schülern zusammen, eine Auseinandersetzung, die gleichsam stellvertretend in den Dahlemer Blättern von Dr. Eugen Freiherr von Massenbach und dem Abiturredner Wolfgang Zeller ausgetragen wird. Jenem wird in "erschütternder Deutlichkeit" die "versexte Aufweichung" - u.a. bedingt durch die "Co-Edukation" - "bewusst", und die "entwürdigende", jeden "Taktgefühls" entbehrende "Opposition gegen die ältere Generation", wie sie in der Abiturrede Zellers und in einem von den Schülern veranstalteten "Jahrmarktsrummel" zum Ausdruck gebracht worden sei, bei dem "mit Bällen zu bewerfende, etwa lebensgroße Fotos einiger Lehrerköpfe" vorgekommen waren... (s. Foto).
  In Zellers schlimmer Rede hatte es fordernd geheißen: "Die Schule nimmt für sich nicht in Anspruch (hier muss wohl, vermutet der Chronist, ein "nicht nur" gemeint oder ausgesprochen worden sein), den Schülern Wissen zu vermitteln, sondern sie will sie auch zu verantwortungsbewusst handelnden kritischen Demokraten erziehen. Was wären die Aufgaben einer Erziehung, die dieses Ziel zu verwirklichen sucht? Zunächst müssten die Schüler in die Lage versetzt werden, Kritik zu üben und realisierbare Alternativen zu entwerfen. ... Ferner wären die Schüler von der Notwendigkeit einer kritischen Haltung zu überzeugen... Weiterhin müsste den Schülern ein bestimmtes Grundwissen vermittelt werden, das es ihnen erst ermöglicht, sich mit ihrer Umwelt kritisch auseinanderzusetzen. Denn eine Kritik ohne dieses Wissen muss stets unqualifiziert sein. ... Dieses System (die Schule mit ihrer "Schulhierarchie", in der "'Pauker'" "'Pennäler'" und umgekehrt hervorbrächten) ist so angelegt, dass eine echte Interessengemeinschaft zwischen Lehrenden und Lernenden nicht zustandekommen kann, die doch eine unerlässliche Voraussetzung für praktizierte Demokratie an der Schule darstellt." Das waren in der Tat 'unerhörte' Töne in "Feu-Dahlem" am "Arndt-Gymnasium", das als aristokratisch geprägte, patriotisch gesinnte Elite-Schule unter kaiserlichem Protektorat gegründet worden war und lange Jahre als solches erfolgreich gewirkt hatte! Und um den Kontrast nun auf die Spitze zu treiben, endet Zeller seine Rede mit einem Zitat des "Wladimir Iljitsch Uljanow" alias Lenin: "Lernt, lernt, lernt!" Wirklich eine Provokation! Ob sie geschadet hat?
  

 

1968
1968

Ein anderes Ereignis drückt den Wechsel der Zeiten und Generationen bestens aus: In der Redaktion der Dahlemer Blätter hatte die "Ablösung" stattgefunden: Diese waren 40 Jahre lang von "Prof. Dr. Dr. h.c. Andreas Bruno Wachsmuth" - mit der ganzen Autorität seiner Persönlichkeit - gleitet worden. Jetzt kommt ein 'Duumvirat' aus zwei 'Alten Arndtern' (Gewaltenteilung eingebaut...): Wilhelm-Dietrich von Thadden (Jg. 33), RIAS-Nachrichtenredakteur, und Hans Joachim Tosberg, Richter (Jg. 35). Bis heute (Anfang 2003) pflegt von Thadden den Dahlemer Blätterwald; die Tosberg-Linie schickt den Sohn, Andreas, und manch anderer, wie z.Z. Bernhard P. Bielmann, hat inzwischen mitgeholfen.
  War die Zeitschrift stets in der deutsch-national konnotierten Frakturschrift gesetzt gewesen, so erscheint sie nun in serifenloser, moderner Grotesk-Schrift - ein nicht allzu auffälliger, aber dennoch signifikanter Stilwechsel... (ansehen? > hier klicken!) (Genaueres über Frakturschrift? > hier klicken!)

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