Das AGD bekommt eine Orgel. Das Instrument wird in der Aula installiert. Und während in der Heimat die Orgel ertönt und der "Literarische Verein" den Grundstein für die große Theatertradition des AGD legt (Bild? > Maus über Bild ziehen!), tobt an den Fronten der 1. Weltkrieg. Die Orgel, die Aula und der Krieg v.a. gegen den Erzfeind, den verhassten "Franzmann", der zu Arndts Zeiten unter Napoleon den Deutschen ihre heilige Freiheit genommen hatte, und dessen Bodenschätze im grenznahen Raum verlockten (Näheres? > hier klicken!) - das war nicht ohne Zusammenhang, war doch an der Stirnseite eine Plakette mit einem Zitat des Namenspatrons angebracht: "Gott, Freiheit, Vaterland, es lebet und es sterbet (!) schön, wer diesen Klang verstand." (Gedicht lesen, in dem mit dem Motto als Refrain zum Heldentod gelockt wird? > hier klicken!) - und damit nicht genug: "Dulce et decorum est pro patria mori" stand an der Orgel geschrieben ("Süß ist es und ehrenhaft für's Vaterland zu sterben") und verlieh ihrem weihevollen Klang damit stets besonderen, suggestiven Sinn... Inzwischen kämpfen 109 Angehörige der Schule, davon 12 Lehrer aus dem 26-köpfigen Kollegium. Die Lehrer schnüren Feldpakete, Gold und Juwelen werden gesammelt, der Ruderverein gibt sein Vermögen, die Schulen zeichnen Kriegsanleihen, und die Schüler werden planmäßig zur Kriegswirtschaft heran gezogen (wie sah das aus? > hier klicken!). So waltet der lange Arm des Kaisers... |
Das Vermächtnis der Orgel
Der 1. Weltkrieg geht zu Ende. Sieger und Verlierer - beide ehren ihre
"Gefallenen" - über
10 Millionen Tote (mehr
hierzu? hier klicken! 1928 erst wird ein "Ehrenmal"
für die Gefallenen am AGD aufgestellt, das heute noch im zweiten Stock
zu sehen ist; früher stand es (den Fotos nach zu urteilen) unübersehbar
und unumgänglich zwischen den beiden inneren Haupttüren im Erdgeschoss.)
Den Kriegsbeginner und Verlierer (Deutschland) reuen die "Opfer" weniger,
als dass ihn die Reparationspflichten aus dem "Versailler
Schandvertrag" grämen. Man fühlt sich erniedrigt, so dass
im Stillen schon der nächste Weltkrieg keimt... Im Frühjahr 1919
bereits rufen die "Freikorps" in den Schulen
zum Eintritt in ihre Formationen auf - und das am
AGD nicht ohne Erfolg: zu Beginn des "Dritten Reichs" war unter
den Schülern "etwa ein Drittel im Jungstahlhelm
organisiert und aktiv. Das war die den Deutschnationalen nahestehende
Jugendorganisation des Stahlhelms, der ja die Organisation der alten
Soldaten war." (aus einem Interview mit einem "Alten Arndter") (Aus
den Kreisen der "Freikorps", die zur
'Vaterlandsverteidigung' aus ehemaligen Frontkämpfern
gebildet worden waren und bei denen z.T. schon 1918/9 das Hakenkreuz
in Gebrauch war, sollte Hitler später sogar führende Mitglieder für
seine Regierung rekrutieren (mehr über Freikorps, deren
rechtskonservative bis -extreme Haltung und deren antidemokratische,
militante und mörderische Aktivitäten? > hier
klicken! oder
hier!); ab 1931 arbeitete Hitler in der "Harzburger
Front" mit dem "Stahlhelm" zusammen, einer Organisation, die
als politisch-weltanschauliches Sammelbecken der rechten Frontsoldaten
und damit auch der Freikorps fungierte; mehr hierüber? >
hier klicken! In der "Harzburger Front" war die "DNVP"
die Dritte im Bunde, in deren Jugendorganisation
"Scharnhorst" Schüler des AGD organisiert waren; mehr hierüber?
> hier
klicken!). Und als 1928 das "Ehrenmal für die Gefallenen" eingeweiht
wird, lässt zwar Direktor Kremmer "nichts von Revanchismus erkennen";
dafür legt ein Schüler einen Kranz nieder,
der die unheilschwangere Aufschrift trägt: "Deutschland
muss leben, und wenn wir sterben müssen." |