Die Geschichte des Arndt-Gymnasiums ist nicht nur Provinz-Chronik aus Berlin und Dahlem. Sie ist, ein gutes Stück weit, deutsche Zeit-Geschichte, wurde die Schule doch als Elite-Gymnasium gegründet, v.a. für den preußischen Landadel, aus dem sich bekanntlich zivile und militärische Führungskräfte des preußischen wie des deutschen Staates rekrutierten. Und Dahlem ist nicht Posemuckel. Seit der Gründerzeit 1871 ff. zog die bürgerliche Wirtschafts- und Bildungselite der Reichshauptstadt Richtung Westen und Süd-Westen und baute sich eigene Villen-Vororte*, darunter Dahlem. Hierher kam der Botanische Garten (1903 ff.) und das Preußische Staatsarchiv (1924), hier errichtete die Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft bedeutende Forschungsinstitute, deren bekanntestes das für Chemie ist. 1938 gelang dort - ominöse Epochenschwelle - die Kernspaltung. Im Berliner Südwesten baute die Rechte mächtige Bastionen**, aber in Dahlem lag auch das Zentrum der "Bekennenden Kirche"; hier und rings herum wohnten zahlreiche Köpfe des deutschen Widerstands, v.a. die führenden "Männer des 20. Juli" (Stauffenberg in Wannsee z.B.). In Dahlem, in eben jenem bildungsbürgerlichen, freigeistigen Milieu, errichtete man schließlich die "Freie Universität" (1948) und die Dahlemer Museen (1969). In diesem Rahmen stand und steht, als Teil des Bildes, seit 1908 hochaufragend der Turmbau des AGD...
   "Der Appetit kommt beim Essen." - sagt man. Jedenfalls kam er dem Schreiber dieser "Geschichte des Arndt-Gymnasiums" (Konterfei? > Maus über Bild mit Gesicht ziehen!) bei der Auseinandersetzung mit dem Material. Ein äußerst spannender Stoff, so wurde ihm mehr und mehr klar, um hier im Spiegel des AGD ein Stück Zeitgeschichte darzustellen, Geschichte 'zum Anfassen' am konkreten Beispiel des AGD und seines Viertels, Dahlem - spannend und lehrreich, anrührend und z.T. sehr nachdenklich stimmend - zumindest für die Betroffenen: Lehrer, Eltern, Behörden, Dahlemer und Berliner Bürger, und natürlich v.a.: die Schüler! Und so entwickelte sich der Ehrgeiz, Material zu sammeln und so aufzubereiten, dass es für den Geschichtsunterricht taugt: motiviert Geschichte lernen, ausgehend von der eigenen Schule, in einem zeitgerechten, 'coolen' Medium - dem Internet, dessen ungeheures Potential en passant die Schüler nutzen lernen sollen - und in einem attraktiven Stil, also "locker vom Hocker" und nicht akademisch-spröde. Trockene Daten zu Schule und historischem Hintergrund finden sich hier gewürzt mit sanfter Ironie, einladenden Bildern und lebensvollen Anekdoten, die nicht nur menschlich ansprechend sind, sondern viel über ihre Zeit zu sagen haben. (Für den Geschichtsunterricht und "PW" (= Politische Weltkunde), aber auch für den Deutschunterricht und ein Stück weit für den Kunstunterricht, taugt v.a. die Zeit von 1900 bis 1945).
   Und wenn denn Material für Geschichtsunterricht, dann konnte es nicht um vermeintlich werbewirksame Schönfärberei gehen, sondern dann musste, auch in ungemütlicher Art und Weise, wissenschaftlich fundiert Ideologiekritik geübt werden (deshalb gibt es auch eine Textversion der Website mit ausgewiesenen Quellenangaben für die wesentlichen Zitate als pdf-Datei zum Downloaden - und für die, die lieber klassische Texte lesen, als in Websites herumzuscrollen (direkt hinspringen? > hier klicken!). Als spannend erwies sich der Stoff schließlich auch, weil man verfolgen kann, wie sich die Nachkriegslehrerschaft mit einer großen, ja bewundernswerten, aber stellenweise auch durchaus heiklen Tradition kritisch auseinanderzusetzen hatte... (Vielleicht kann diese Website - aus der Tastatur eines externen Website-Autors [der auf einer Schule war, die aus ähnlichem Geist zur gleichen Zeit gegründet wurde, nämlich der Odenwaldschule] - hierzu einen kleinen Beitrag leisten.) Allemal wird ein problembewusster Umgang mit der eigenen Vergangenheit nicht nur einer Schule, sondern jedem eher 'zu Ehre und Sympathie gereichen' als ein eitles Unter-den-Teppich-Kehren - allen zum Trotze, die vielleicht auf vermeintliche "Nestbeschmutzer" schimpfen werden (vgl. Dahlemer Blätter 1975,2) - denn mancher 'Schmutzfink' ist am Ende eher 'Putzfink'... Und in ein fein gehegtes Nest wird jedes Vogelpaar die Küken gerne setzen...

Hilmar H. Werner
Stadthistoriker
und "Berliner Tour Guide"

(Kontakt: hier klicken!)

 

2003

Der Chronist: Hilmar H. Werner, Stadtführer und Historiker (Lob und Tadel ?!? Auf Bild klicken und Email schicken!); davor: Kartusche über dem Eingangsportal des Arndt-Gymnasiums
Das Eingangsportal 1933
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